Schweizer Beat auf LP's

Die Basler Gruppe "Hula Hawaiians" brachte als erste neue Töne in die Schweizer Stuben. Neben dem Pedal-Steel-Südsee-Feeling konnte man schon ganz freche Sounds und Rhythmen entdecken. Hier beginnt ganz klar der "Stromgitarrensound", der dann die Seele der ganzen Beatbewegung bildete.


So schreibt das "Vintage Guitar Magazine" in der Aprilausgabe 2001:
Whether you call it European/Hawaiian, pop/rock Hawaiian, or something else, it really doesn’t matter; The Hula Hawaiians’ music is a ton of fun, with plenty of fine playing. The core group from the ’50s included Walter Roost (steel guitar), Werner Kunz (guitar), Max Zimmerli (ukulele) and Robert Felix (upright bass). For you fans of Hawaiian music there are classics like “On The Beach At Waikiki,” the “Kohala March,” the “Hilo March,” “Aloha Oe,” and “Lovely Hula Hands.” For fans of pop and rock and roll there are great cuts like “The World Is Waiting For The Sunshine,” the “Chimpanzee Rock” and “Hula’s Boogie.”

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EX LIBRIS GC 395

Die EX LIBRIS-Platte ist heute noch ab und zu auf Flohmärkten für 2 Fr. zu finden. Doch ihr Schwerpunkt liegt sehr stark auf der Hula-Seite. Rockigere Tracks sind auf einer Baer-Familiy-Platte dabei (Hilo March, Bear Family Records CD BCD 16169 AH). Sie enthält 32 Songs aus den Jahren 1955 - 68, ist aber leider nur als CD erhältlich.

Doch erst 1965 ging es richtig los. Die Basler Gruppe "The Pirates" unterschrieb einen Plattenvertrag mit der Luzerner Firma Layola Records. In Riehen wurde im Schnellverfahren eine Platte aufgenommen. Mitproduzent, man höre und staune, war der berühmte Giorgio Moroder. Kurz bevor die Platte erschien, wurde der Name der Band in "The Sevens" geändert, weil es in Frankreich bereits eine Twistband mit Namen "Les Pirates" gab.

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Layola LY 70'011 ST (1965)

Die Platte erschien im für Layola-Platten üblichen Outfit: Ein gefalteter Karton, der von einer Plastikhülle geschützt war. Sie ist heute eine der gesuchtesten Beatplatten der Welt. Im Pokorabuch hat sie das Maximum von 6 Sternen.
Die Scheibe wurde dreimal wiederveröffentlicht:

  • Thorns Production 70325
  • Akarma Records AK 317 (2005) Foldout Cover mit Abdrucken der Singles der Band, 7 Bonustracks)
  • Feathered Apple Records FA-6507 (Basel, 2005)

Es ist zu bemerken, dass es sich bei den ersten beiden Platten um unauthorisierte Schwarzpressungen handelt und nur die dritte Platte eine offizielle Veröffentlichung ist.

Doch was die Basler können, das können die Zürcher erst recht. "Les Sauterelles", die Swiss-Beatles, waren damals schweizweit die bekannteste Band, die sich der neuen Musik aus England verschrieben hatte. Aus ihrem Plattenvertrag mit Columbia resultierte 1966 die erste LP der Gruppe um Toni Vescoli.

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Columbia ZPX 10-108 (1966)

Im selben Zeitraum erschienen zwei Sampler, die mehr oder weniger die gesamte deutschschweizer Beat-Prominenz versammelte: "Swiss Beat Live" und "The Beat Bomb".

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Columbia ZPX 10009 (Wiederveröffentlichung als Limited Edition SRH 002/96)

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Layola L 30-311 (1965)

Der Columbia-Sampler umfasst Live-Aufnahmen von einem Konzert im Restaurant Salmen in Schlieren mit "Les Sauterelles", "The Counts" und "The Dynamites",
Der Layola-Sampler präsentiert diese Gruppen: "The Sevens", "The Red Devils", "The Sheapes, "The Mods", "The Savages" und "Mike And The Hounds".

Die 2. LP der "Sauterelles erschien mitten in der Flowerpower-Aera, was an der ganzen Aufmachung unschwer zu erkennen ist.

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Decca BLICK 36 36 36 (1968), im Ausland Decca SLK 16 561-P

Aufgepasst: Der Schweizer Foldout-LP war ein 93 x 62 cm Poster beigefügt, der jedoch nur selten noch vorhanden ist.

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Die Ostschweiz wurde, wie so oft, auch in Sachen Beat, als Provinz abgetan. Falsch. Als die Jugendzeitschrift POP einen Wettbewerb ausschrieb, um die beste Schweizer Rhythm-and-Blues-Gruppe zu ermitteln, kam auch eine St.Galler Band zum Finale am 25. November 1967 ins Hazyland nach Zürich: "The Shiver", eine Dreimanncombo, die sich unter Führung von Dany Rühle, einem Ausnahmekönner auf der Gitarre, im Umkreis des Musikclubs Africana in St.Gallen gebildet hatte.
Und die Sensation war perfekt, als die Band sich gegen die 5 Mitkonkurrenten durchsetzte und gewann und Rühle als bester Gitarrist ausgezeichnet wurde.

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Ausschnitt Rückseite D-1002

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Jecklin Disco D-1002 (1968)

Bei der 2. Ausschreibung des Wettbewerbs 1968 ging es nur um die Frage: Wer schlägt die "Shiver". Klare Antwort: Niemand! Die Band räumte nochmals ab und auch bei den besten instrumentalisten gingen 3 Hauptpreise an die Mitglieder der Band.
Der Plattenvertrag, der der Band dann angeboten wurde führte zur LP "Walpurgis". HR. Giger gestaltete das düstere Schwarz-Weiss-Cover.

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Maris 20501 (1969)

2005 erschien in Korea eine schöne Nachpressung der LP mit grossen Giger-Poster und einem sehr informativen Swiss Rock Family Tree, der die wichtigsten Bands und ihre personellen Wechsel in den Sechzigern illustriert. (Merry-Go-Round BMRL Records 1003)

Und was tat sich in Bern? Die "Livings" sorgten für die erste LP einer Berner Beatband.

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Senn-Sound SP-1001 (1969)

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Rückseite SP-1001

Aus Mitgliedern verschiedener Bands bildete sich gegen Ende des Jahrzehnts eine Supergroup. "Krokodil", so hiess das Vehikel. Schlagzeuger Düde Dürst, ein gelernter Grafiker, kam von den "Sauterelles" und war für das Artwork der ersten LP zuständig.

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Liberty LBS 83 306 (1969)